OBJEKTBERICHT: WOHNHAUS DRESDEN-PLAUEN
Passivhaus mit IT-Heizung
Passivhaus in Dresden-Plauen mit ambitioniertem Energiekonzept
Aus optischer Sicht ist das Wohnhaus in der Nachbarschaft zur TU Dresden ohnehin ein Hingucker: Ein Treppenturm im Norden des Hauses wird von einer eindrucksvollen Treppenskulptur aus Holz und Stahl dominiert. Er ist über die gesamte Raumhöhe geöffnet und wird von einem schmalen senkrechten Fensterschlitz belichtet. Das Erdgeschoss öffnet sich nach Süden und Westen mit einer raumhohen Fensterfront zum Garten und zur Terrasse auf dem Garagendach. Wohn- und Essbereich gehen fließend ineinander über. Durch die großen Südfenster kann in den meisten Wochen des Jahres mit angenehmen Wärmeeinträgen gerechnet werden. Für den Sommer wurden außenliegende Raffstores eingebaut, die für eine ausreichende Verschattung sorgen. Die weißen Formen und die Dachreling sowie die Öffnungen folgen den Anforderungen und Funktionen der Innenräume. Sie sind als unterschiedlich lange und breite Fensterbänder teilweise um die Gebäudeecke herum konstruiert.
Anspruchsvolle Fassadensysteme
Um die Fassadenelemente des Gebäudes architektonisch sowie ökologisch bestmöglich gestalten zu können, musste das Architekturbüro Reiter aus Dresden besondere Anforderungen an die Fassadensysteme stellen. Mit dem System LARA GF der GUTMANN Bausysteme GmbH wurde das Architekturbüro schließlich fündig: Das Gebäude wurde im Passivhausstandard errichtet und mit einem Blower-Door-Test auf Luftdichtigkeit getestet. Die passivhaustaugliche Holz-Alu-Fassade wurde hinter der Dämmebene mit minimierten Wärmebrücken verbaut. Sie erreichen einen Uw-Wert von 0,78 W/m²K mit einem Ug-Wert von 0,60 W/m²K.
Revolutionäre Energiebilanz
Passivhaustaugliche Fassaden sind ausschlaggebend für das ambitionierte Energieprojekt. Für die Wärmegewinnung des geringen Heizwärmebedarfs, der gemäß der Passivhausbau-Regularien 15 kWh/m² nicht übersteigt, wurde eine außergewöhnliche Lösung gefunden. Der Bauherr lehrt Informatik an der TU Dresden und hat dort zusammen mit seinem Kollegen Dr. Jens Struckmeier ein Konzept entwickelt, das Passivhäuser mit dezentral aufgestellten Servern beheizt. Dafür wurde extra eine spezielle Gehäuseeinheit entwickelt, die die Sicherheitsanforderungen für die Aufstellung der Server hinsichtlich Brandschutz und Zugriffskontrolle erfüllt. Dieses Gehäuse wird anstelle einer konventionellen Heizungsanlage in die Heizungstechnik des Passivhauses integriert. Über einen Schichtenspeicher wird die Abwärme an einen Pufferspeicher abgegeben und von dort bedarfsgerecht im Gebäude verteilt. Die Einbindung erfolgt dabei energetisch optimiert ohne Leitungsverluste und ohne jede zusätzliche Verwendung von Wärmepumpen oder anderer technischer Hilfsenergiesysteme.
Für das Architekturbüro Reiter war das Gebäude zwar eine Herausforderung, jedoch war es keinesfalls Neuland für das umweltbewusste Team des Unternehmens. Die auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Firmenphilosophie war schon oft Ansporn für ehrgeizige Projekte im ökologischen Bau von Wohn- und Objektbauten. Dipl.-Ing. Architekt Olaf Reiter, Geschäftsführer des Unternehmens, kann bereits auf den Gewinn zahlreicher Architekturpreise zurückblicken.