Gartner gibt Startschuss für Großprojekt

Das Unternehmen für Aluminiumprodukte baut eine 8500 Quadratmeter große Fertigungshalle in Gundelfingen. Bis zum Spatenstich sind die Kosten schon auf 30 Millionen Euro gestiegen.


Donnerstag, 27. April 2023, Gundelfingen - Noch liegt vor dem Bauplakat ein kleiner Haufen Erde mit einigen Spaten, doch die Bagger stehen schon bereit. Denn bei Gartner Extrusion ist am Mittwochmittag der Startschuss für einen Neubau mit 8500 Quadratmetern Produktionsfläche gefallen. Die Firma, die auf die Produktion hochwertiger Aluminiumprodukte spezialisiert ist, baut eine weitere Fertigungsanlage mit Eloxalanlage für 30 Millionen Euro. Geschäftsführer Alexander Merenda spricht von einem „Meilenstein“: „Wir investieren auch in schwierigen Zeiten in die Zukunft, um als Gartner Extrusion und als Gutmann Gruppe erfolgreich zu sein“, erklärt er. 

Zum Spatenstich steht die Produktion für zweieinhalb Stunden still, die 335 Mitarbeitenden haben sich in einem aufgebauten Zelt auf Bierbänken versammelt. Spanferkel, Schnitzel und Braten werden warmgehalten. Geladen sind auch über 50 Gäste, darunter die Vorstände der Gutmann Gruppe Rigas Tzortzis und Bruno Fijten, der ehemalige stellvertretende Außenminister Griechenlands und Familienfreund Skandalakis Panagiotis, Landrat Markus Müller, die Landtagsabgeordneten Georg Winter (CSU) und Fabian Mehring (Freie Wähler), Bürgermeisterin Miriam Gruß und CSU-Landtagskandidat Manuel Knoll.

Gemeinsam soll das neue Großprojekt gefeiert werden. Geplant ist, dass in die neue Fertigungshalle eine bestehende Presse verlagert wird, welche mit einem neuen Lager- und Logistiksystem an die neue Eloxalanlage angeschlossen wird. Produziert wird dort zukünftig in einer Linienfertigung mit einer Durchlaufzeit von fünf Tagen. Die Arbeitsplätze sollen ergonomisch auf einer idealen Arbeitshöhe für die Mitarbeitenden gestaltet werden. „Dadurch werden wir Quantensprünge in unserer Branche hinsichtlich Kundenservice, Produktivität und Nachhaltigkeit erreichen“, prognostiziert Merenda.

Mit der neuen Eloxalanlage werden die beiden bestehenden Altanlagen ersetzt. Diese überziehen Aluminium mit einer schützenden Oxidschicht. Durch die neue Anlage soll der Gasverbrauch dabei um 60 Prozent reduziert werden, was Merenda zufolge eine Einsparung von fast zehn Millionen kWh an Gas im Jahr bedeuten würde. Denn die Produktion von Gartner Extrusion ist energieintensiv: Jährlich 60 Millionen kWh an Gas und 50 Millionen kWh Strom braucht das Unternehmen. Damit ist die Firma der zweitgrößter Energieverbraucher des Versorgers EnBW ODR in der Region. In einem zweiten Schritt soll in eine dritte Presse investiert werden. „Die Nachfrage nach Aluminium wird bis 2050 um weitere 50 Prozent steigen. Und Gartner Extrusion fertigt mit seinen zwei Pressen seit Jahren an der Kapazitätsgrenze“, sagt Merenda. 

Der Vorstandsvorsitzende der Gutmann Gruppe aus Weißenburg, zu welcher Gartner Extrusion seit Jahren gehört, Theodoros Tzortzis verkündet, dass der Mut von Geschäftsführer Merenda ihnen erlaubt habe, die Investition zu tätigen. Er wünsche „viel Kraft für ein so schwieriges Projekt“. Landrat Markus Müller dankt dem Unternehmen, dass es sich „trotz Energiekrise und Krieg in der Ukraine für die Heimat und die Wirtschaft einsetzt“. Landtagsabgeordneter Georg Winter spricht davon, dass in Gundelfingen „eine Weltfirma unterwegs“ ist, die mit Qualität und Präzision arbeite. Er richtet einige Worte auch an Fritz Gartner, den Urenkel des Gründers Josef Gartners. Denn: „Er hat die Grundlage für Gartner gelegt und den Standort weltweit bekannt gemacht“. 

Landtagsabgeordneter Fabian Mehring findet: „Die Wuchtigkeit der Investition macht es zu einem besonderen Tag in Gundelfingen, die Region und die Wirtschaft“. Vom Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger habe er den Auftrag, „streng zu belobigen“. Gundelfingens Bürgermeisterin Mariam Gruß sagt: „Der heutige Spatenstich ist eine neue Ära für Gartner Extrusion“. Die Erweiterung sei ein starkes Signal für Gundelfingen. 

Denn Gartner Extrusion investiert in einer herausfordernden Wirtschaftslage. Auch die Zahl der Auftragseingänge beim Gundelfinger Unternehmen sind gesunken, Geschäftsführer Merenda berichtet von einem Rückgang um zehn bis 15 Prozent. Aber im zweiten Halbjahr erwarte man wieder einen Anstieg. „Uns geht es gut“, versichert er. In den vergangenen Jahren habe man über den Kapazitäten produziert. Doch er spricht in den zwei Jahren Planung von einer Zeit zwischen Hochkonjunktur und Rezession, Lieferkettenproblemen und Preissteigerungen, Regierungs- und Paradigmenwechsel, Krieg mit folgender Energieknappheit. Das habe gefordert und Spuren hinterlassen. Anfangs habe man noch mit Kosten von 24 Millionen Euro gerechnet, mittlerweile seien es sechs Millionen mehr. 

„Es gibt also nahezu keinen Tag, an dem ich mich nicht frage, ob wir nicht völlig bekloppt sind, 30 Millionen Euro zu investieren“, sagt der Geschäftsführer beim Spatenstich vor dem Publikum. Doch sie seien in der Aluminiumbranche ein absoluter Spezialanbieter schwierigster, technischer Anforderungen, Partner von Marktführern in Pneumatik und Automatisierung, bei Fassadenobjekten und in der Automobilindustrie. Der Leitsatz für den Spatenstich laute: „Gartner Extrusion investiert auch in schwierigen Zeiten“. 

Autorin: Susanne Klöpfer (Augsburger Allgemeine)

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